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Klimatische Besonderheiten von Riggisberg
 
 
Umgebung Wetterstation
Regionalklima Riggisberg
In diesem Kapitel werden einige Besonderheiten und Merkmale des Klimas von Riggisberg (mit speziellem Augenmerk auf den Standort der Wetterstation) vorgestellt. Die folgenden Ausführungen erheben keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit und wissenschaftliche Korrektheit. Sie basieren einerseits auf mehrjähriger Beobachtung des Wetters in Riggisberg und andererseits auf den Messergebnissen der Wetterstation. Nicht erwähnte Phänomene wurden entweder vergessen oder sind nicht bekannt (bitte dem Betreiber einen Tipp geben). In diesem Zusammenhang ein grosses Dankeschön an Hans von Weissenfluh, der den nachfolgenden Text korrigiert und überprüft hat.

Hinweis: Bei der Kategorisierung der Wetterlagen ist die Strömungsrichtung im 500 hPa-Druckniveau das entscheidende Kriterium.

Maximum- und Minimum-Temperaturen

Wie in Kapitel "Umgebung Riggisberg" beschrieben, liegt die Station an einem schwach geneigten Südhang. Diese Exposition fördert aufgrund der (je nach Jahreszeit) senkrecht einfallenden Sonnenstrahlung eine starke Erwärmung der Bodenoberfläche und damit der bodennahen Luft (siehe auch den Abschnitt in "Aufbau der Davis"). An strahlungsintensiven Tagen führt das zu (leicht) höheren Maximum-Temperaturen im Vergleich zu Messeinrichtungen an einer flachen Stelle auf gleicher Höhe über Meer.
Weiter kann sich am Standort der Wetterstation während einer windstillen, sternenklaren Nacht kein typischer Kaltluftsee ausbilden, wie dies in Tallagen und Mulden der Fall ist. Höchstens in der Ebene westlich von Riggisberg ist ein solcher möglich. Ob dieser bis zum Temperatursensor gelangt, bleibt hingegen ungewiss. In jedem Fall fliesst die schwerere Kaltluft hangabwärts. Folgender mikrometeorologischer Effekt genügt (wahrscheinlich) alleine, dass sich die an der eigenen Station gemessenen Minimum-Temperaturen - wenigstens teilweise - mit jenen der MeteoSchweiz Station Zollikofen (diese steht in einer flachen Senke) vergleichen lassen: Unter den oben genannten Voraussetzungen kann sich nämlich die dichte Kaltluft auf der Nordseite hinter dem Haus ansammeln und damit für einen "Pseudo-Kaltluftsee" sorgen, welcher bis zur Wetterstation hinaufreicht. Im Winter vermag sich dieser aufgrund der schwachen diffusen Strahlung sogar tagsüber zu halten, was sich mit einer tieferen Durchschnittstemperatur im Hausschatten verglichen mit jener in der exponierten Wetterhütte äussert. Bei turbulenteren Wetterlagen sind diese Bedingungen natürlich nicht mehr gegeben und der "Höheneffekt" kommt zum Tragen, d.h. die eigenen Durchschnittstemperaturen sind infolge der Höhenlage deutlich tiefer als jene in Zollikofen.
Zum Schluss noch dies: Tropennächte (die Minimum-Temperatur fällt während der Nacht nicht unter 20 °C) geniessen am vorliegenden Standort Seltenheitswert, Tendenz aber steigend: So datieren die letzten Tropennächte vom 14. August 2003, vom 3. August 2013, je vom 4. und 5. Juli 2015, vom 23. Juni 2017, 20. Juli 2022 und zuletzt vom 19. Juli 2023.

Nord-Wetterlagen

Grundsätzlich ist dieser Wetterlagentyp uninteressant für Riggisberg, jedenfalls aus "niederschlagstechnischer" Sicht. So werden die Alpen bei Nordwest-/Nordströmungen (nicht bei nordöstlichem Höhenwind!) aufgrund der gekrümmten Form meistens umströmt, was durch den Mistral im Rhonetal und die Bora über dem Balkan sichtbar wird (Stichwort: Leezyklogenese). Über der Westschweiz kommt es dadurch zu einem divergenten Strömungsfeld. Diese bodennahe Divergenz ist mit Subsidenz (= absinkende Luftmassen) in der Höhe verbunden, was einerseits zu raschem Aufklaren und andererseits eingeschränkter Schaueraktivität hinter Fronten führt. Das Ganze wird durch den geringen Wasserdampfgehalt der kalten Arktis-/Polarluft unterstützt. Zu guter Letzt kommt die (schwache) Leewirkung des Längenbergs oder - bei stärkerem Nordwind - sogar des Juras und der Vogesen hinzu. Besonders im Winter können diese Nordlagen ziemlich ungerecht sein, wenn in der Ostschweiz zahlreiche Schneeschauer umherirren, während es in der Westschweiz gleichzeitig trocken und sonnig ist. Auch der Staueffekt an den westlichen Voralpen ist bei solchen Wetterlagen vernachlässigbar klein. Inneralpin sieht es hingegen besser aus.
Der eben vorgestellte Effekt kommt übrigens sowohl bei Kalt- als auch bei niederschlagsträchtigeren Warmfronten zum Zuge. So präsentierte sich zum Beispiel während der Warmfront vom 17. Februar 2009 ein grösseres "Loch" auf dem Radar in der Region Bern Süd, wodurch die prognostizierten Niederschlagsmengen bei weitem verfehlt wurden. Auch die Temperaturen waren in Riggisberg deutlich höher als anderswo auf gleichem Meeresniveau.
Im Sommer ziehen bei nördlicher Höhenströmung häufig die Ambosse der Gewitter über dem Jura bis in die Voralpen hinein. Deren Schattenwurf hindert natürlich die Entstehung neuer Gewitter in der Nähe von Riggisberg. Selbst wenn die Jura-Gewitter ab und zu bis ins Mittelland rausziehen und für eine bedrohliche Wetterstimmung sorgen können, überleben solche Gewitter selten bis in die Region Bern. Kurzum: Nordlagen sind in Riggisberg - wenn überhaupt - nur für das Thermometer (-> kalte Luftmassen) von Bedeutung.

West-Wetterlagen

Da sich im Westen von Riggisberg ein kleines West-Ost-Tal öffnet (siehe "Umgebung Riggisberg"), kann der Westwind gut bis zur Wetterstation hinunter greifen. Auch Kanalisierungseffekte erscheinen möglich, können aber nicht endgültig nachgewiesen werden. Die Spitzenböen sind jedenfalls nicht höher als anderswo auf gleichem topographischen Niveau. Wenn der Wind aus südwestlicher Richtung bläst, verursacht die Konifere Probleme. Darauf wurde bereits in Kapitel "Umgebung Wetterstation" eingegangen.
Die Niederschlagssummen fallen bei Westlagen je nach Jahreszeit unterschiedlich aus: Im Winter sind die Stärke des Westwindes und die Schichtung der Atmosphäre entscheidend, inwiefern ein Ereignis zu Buche schlagen wird. Ist der Wind zu stark bei gleichzeitiger Abwesenheit eines Kaltluftsees im Mittelland, führt dies zu Westföhneffekten (-> Subsidenz) entlang der Berner Voralpen, im Lee der Savoyer Alpen und bei nördlicherer Anströmung sogar im Windschatten des Hochjuras. Zudem kann der Westwind aufgrund der Alpenform Richtung Ostschweiz konvergiert und damit verstärkt werden, was in der Region Bern zu einem divergenten Strömungsmuster (-> Geschwindigkeitsdivergenz) führt. Alle Lee- und Divergenzeffekte verursachen wolkenauflösende Prozesse, was sich auf dem Niederschlagsradar anhand eines "Bernerlochs" beobachten lässt. Staueffekte treten nur am westlichen Alpenbogen (bei grosser Windstärke eher inneralpin, sonst an den Voralpen) auf. Schleifende (Ana-) Kaltfronten aus NW verbunden mit einem südwestlichen "Warm Conveyor Belt" in der Höhe können in jeder Jahreszeit Starkniederschlag produzieren (Bsp. 23. Juli 2007, 18. September 2007). Allgemein sind die Niederschlagsmengen bei Westlagen in der Region Bern-Süd unter schwachen Windbedingungen (-> Randtiefs, Gegenstromlagen) am grössten.
Im Sommer entwickeln sich bei südlicheren Höhenwinden oft niederschlagsreiche Gewitter, da das Gurnigelgebiet sowie die Region um Plaffeien, im Westen von Riggisberg gelegen, als "gewitterproduzierend" bekannt sind (Bsp. 17. Juni 2003). Es muss darauf hingewiesen werden, dass die Gewitter in jeder Saison andere Zugbahnen bevorzugen: Manchmal entstehen sie vermehrt im Simmental statt im Gurnigelgebiet, was für diese Region natürlich von Bedeutung ist. Die Gründe für solche Wechsel könnten möglicherweise bei der Bodenfeuchtigkeit und/oder bei der Wiederholung von ähnlichen Strömungslagen zu finden sein.
Als Abschluss lässt sich festhalten, dass es in Riggisberg bei starkem Westwind zu föhnbedingten Temperaturanomalien kommen kann. In der Region Thun ist dies zum Beispiel oft der Fall (-> Gurnigelföhn). Am vorliegenden Standort ist dafür die flache, exponierte Hügelzone im Nordwesten, auf der unter anderem Rüeggisberg liegt, verantwortlich. Bei Südwestwind kann allenfalls der Gibeleggwald zu kurzen Föhnschüben führen (Bsp. 3. Dezember 2007 während dem Orkan "Fridtjof"). Hingegen reagierte die Luftfeuchtigkeit bisher nie signifikant auf solche Phänomene.

Ost-Wetterlagen

Ostlagen zeichnen sich durch meist trockenes Wetter aus. Im Schweizer Mittelland ist damit die Bise, ein trockener Nordostwind, verknüpft. Bei der vorliegenden Wetterstation ermöglicht das offene Gelände gegen Osten hin (vgl. "Umgebung Riggisberg") ein gutes Durchgreifen dieses Windtyps. Trotzdem erreichen die Böenspitzen jeweils nicht sonderlich hohe Werte (um 45 km/h). Die eigenen Messungen lassen sich in jedem Fall nie mit jenen im Genferseebecken oder über dem Jura (Böen über 100 km/h) vergleichen.
Ein weiteres Kennzeichen von nordöstlich geprägten Wetterlagen ist der Hochnebel. Dieser ist im Winter und Herbst ein hartnäckiger Begleiter der Bise und staut sich entlang der Stockhornkette sowie in der Gurnigelregion. Selbst der Gibeleggwald verursacht im Luv Staueffekte. Dadurch kann sich hier der Hochnebel erstaunlich lang halten, während in Bern und im Aaretal längst sonnige Bedingungen vorherrschen. Je nach Ursprung der Ostströmung (Hoch über Nordeuropa resp. Tief über der Adria) kann der Nebel derart dicht sein, dass daraus Niederschlag (Nieselregen, schwacher Schneefall) fällt. Dabei spricht man von "bise noire", wobei diese ausschliesslich im Winterhalbjahr auftritt. Entlang der zentralen und östlichen Voralpen können sich unter solchen Wetterlagen teilweise grössere Niederschlagsmengen akkumulieren. Demgegenüber bleibt es in der Region Bern deutlich trockener, da sie geschützt im Lee des Napfs und Emmentals liegt. Weiter kann es je nach Temperatur an der Obergrenze des Nebels zur Raureifbildung kommen, was in Riggisberg verhältnismässig oft der Fall ist (vgl. Fotoalbum).
Im Sommer ist die östliche Strömungsart ebenfalls vertreten, besonders in den unteren Luftschichten. Gewitter, welche aus dem Emmental oder aus dem Gebiet des Niederhorns Richtung Westen ziehen, sind rar (Beispiel: 27. April 2007). Das durch Lee- und Divergenzeffekte ausgetrocknete Aaretal erwies sich in der Beobachtungsperiode mehrmals als Spielverderber. Hingegen konnte einige Male mitverfolgt werden, dass die Bise in Zusammenhang mit einer vorherrschenden Süd- bis Südwestströmung zu Konvergenzbildung im Bereich des Längenbergs verleitet, was natürlich gewitterfördernd wirkt (Bsp. 30. März 2003).
Temperaturmässig lässt sich feststellen, dass die meisten Eistage (die Maximum-Temperatur bleibt unter 0 °C) unter solchen Wetterlagen zustande kommen. Ein blockiertes Skandinavien- oder Nordeuropahoch kann im Winter für eine beständige Ostströmung sorgen. Dabei wird bodennah Kaltluft aus den Ebenen in Osteuropa/Russland advehiert. Darüber befindet sich häufig eine durch Subsidenzvorgänge erwärmte Luftmasse, was jeweils zu einer ausgeprägten Inversion (-> Hochnebel) führt. Im Sommer wird im Gegensatz dazu trocken-heisse Kontinentalluft in die Schweiz transportiert.

Süd-Wetterlagen

Strömungen mit einer südlichen Windkomponente generieren je nach Jahreszeit verschiedene Wettererscheinungen in der Region. So ist es im Winter oft sonnig oder aufgehellt, während es in Bern (allgemein gegen Norden hin) bereits bewölkt ist und Niederschlag geben kann. Der Himmel wird jeweils von Lenticularis Bewölkung (-> Föhnfische) geschmückt, und eine Föhnmauer ziert die Jungfrauregion. Anzumerken ist, dass der südliche Fallwind (-> Südföhn) extrem selten bis Riggisberg heruntergreift. Aus dem gleichen Grund verschwindet an der vorliegenden Wetterstation der prozentuale Anteil des Südwinds an der jährlichen Windrichtungsverteilung in der Bedeutungslosigkeit (siehe in dieser Tabelle unten links). Wichtig anzufügen ist, dass bei solchen Wetterbedingungen oft die grössten Temperaturanomalien zwischen dem Mittelland und den Hügelgebieten auftreten: Während sich im Flachland die dichte Kaltluft halten kann, ragt das höhere Mittelland über die tiefliegende Inversion heraus in die warme Luftmasse hinein, welche aus Süden herangeführt wird. Der Südwestwind kann dort bereits mässig bis stark blasen, während im Flachland windstille Verhältnisse herrschen.
Im konvektiv geprägten Sommer kann eine südliche Strömung in Zusammenhang mit der Bise zu spannenden, teilweise auch gefährlichen Wetterkonstellationen führen. Eine Winddrehung von Ost über Süd bis West mit zunehmender Höhe ist ein Bestandteil von gut organisierten und strukturierten Gewitterzellen (-> Superzellen), welche häufig mit grossem Hagelschlag einhergehen. Die bisher verheerendsten Hagelgewitter in der Region Riggisberg waren alle mit Südwind in der mittleren Höhenlage verbunden. Dies war zum Beispiel am 25. Juni 2006 (siehe Fotoalbum) wie auch am 19. Mai 1993 (Hagelsteine in der Grösse von Hühnereiern) so gewesen.
Zum Schluss muss unbedingt auf die Gegenstromlagen eingegangen werden. Auf der Vorderseite von Trögen kann es zu zyklogenetischen Vorgängen über Südfrankreich oder über dem Genuagebiet kommen. Dabei wird in den unteren Luftschichten eine Bisenströmung hervorgerufen. Darüber weht der Südwest- bis Südostwind. Je nach Position der Luftmassengrenze werden so Starkniederschläge ausgelöst. Häufig fällt bei solchen Wetterlagen im Herbst der erste resp. im Frühling der letzte Schnee bis in die Niederungen (-> Niederschlagsabkühlung). Im Winter kommt es oft zu Rekordschneefällen (Bsp. 18. Februar 1985 mit 82 cm in Riggisberg). Kaltlufttropfen in der Höhe verstärken besonders im Sommer (-> Konvektion) solche Ereignisse, was in grossflächigen Überschwemmungen münden kann (Bsp. 9. August 2007). Überhaupt sind südliche bis südöstliche Höhenwinde ein Merkmal niederschlagsträchtiger Wetterlagen im Berner Oberland. Zumal kann es auch zu speziellen Gegenstromlagen kommen, während denen in der unteren Troposphäre ein Südwestwind dominiert und in der oberen einer aus NE (Bsp. 17. Dezember 2008; vgl. mit dem Fotoalbum).

 
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